
Warten auf Godot und die blaue Taube
05.06.2021: Warten und Wartung
…seit meinem letzten Beitrag sind ein paar Tage ins Land gegangen. Seit etwas weniger als zwei Wochen stehe ich jetzt in Slagnäs, aber mein Aufenthalt hier nähert sich dem Ende. Das bestellte Material ist gerade noch rechtzeitig eingetroffen. Ich kann also beruhigt zum nächsten Kunden fahren.




Allerdings habe ich die vergangenen Tage natürlich nicht einfach so verstreichen lassen, sondern habe die Zeit für die verschiedensten Arbeiten genutzt.
Wartungsarbeiten
Als erstes wurde die Dieselheizung gewartet. Sie machte in letzter Zeit ein paar Mucken beim Starten, aber jetzt läuft sie wieder problemlos. Die Wartung führe ich normalerweise ohnehin alle zwei Jahre durch, selbst wenn es keine Probleme gibt. Dieses Mal habe ich den Flammenanzeiger prophylaktisch getauscht und das Zerstäubersieb so wie die Dichtung um die Glühkerze. Die Glühkerze selbst sah noch aus wie neu. Eigentlich bräuchte man für diese Arbeiten nur die obere Abdeckung der Planar abnehmen.




Doch erfahrungsgemäß bekommt man das Zerstäubersieb nicht in einem Stück heraus, so das Teile davon in die Brennkammer bzw. den Wärmetauscher fallen. Sollte die Heizung dann gestartet werden, gibt es eine sehr starke Rauchentwicklung aus dem Abgasrohr. Dann muss die Heizung ohnehin auseinander gebaut werden, um die Reste des Siebes aus der Brennkammer und dem Wärmetauscher zu bekommen. Ich baue die Heizung daher immer komplett aus und muss mich dann nicht ärgern, wenn ich den Ausbau ein zweites Mal machen müsste.
Modifikationen
Danach habe ich mich mit meiner Solarstrom-Versorgung beschäftigt. Bis dahin musste ich immer eine Hecktüre einen Spalt offen lassen, sobald ich die Solarpanel nutzen wollte. Keine gute Sache bei Regen oder Schnee. Ich hatte noch keine gute Lösung für das Anschlusskabel gefunden, das durch die Tür irgend wie nach Draußen geführt werden musste.



Ich hatte mir daher jeweils zwei dreipolige Kupplungen und Stecker bestellt. Dreipolig deshalb, damit keine Verwechslung von Plus und Minus möglich ist. Ähnlich wie die dreipoligen Anschlüsse auf vielen Campingplätzen, nur sehr viel kleiner. Die erforderlichen Anschlusskabel habe ich direkt durch den Fahrzeugboden nach Außen geführt. Alleine durch die Anbringung der Kupplungen etwa mittig des Fahrzeugs spare ich fünf Meter an Kabellänge ein, habe also dadurch auch weniger Verluste im Kabel. Da für zwei Panel geplant wurde, habe ich für das Verbindungskabel zwischen Kupplung und Panel vier Einzeladern durch ein hochfestes und flexibles Leerrohr geführt, welches natürlich an beiden Enden abgedichtet ist.
Die neue Lösung gefällt mir deutlich besser, vor allen Dingen verkürzt sie die Kabellänge erheblich. Und ist bereits vorbereitet für das geplante zweite Panel, zudem spare ich Zeit beim Aufbau.
Abgasrückführung und Turbo
Die Wichtigste der Arbeiten aber war der Austausch von Teilen der Abgasrückführung. Ich hatte schon über einen langen Zeitraum hinweg das Gefühl, als würde sich „The Beast“ in bestimmten Fahrsituationen „verschlucken“… Soll heißen, dass beim Gasgeben, speziell an Steigungen, der Van einfach kein Gas mehr annahm und stoisch langsam die Steigung mehr oder weniger hinaufkroch. Oben kam ich dann oft nur im dritten oder gar nur im zweiten Gang an.
Schaltete ich den Motor aus und drehte dann den Zündschlüssel, hörte ich oft ein „Klack“ aus dem Motorraum. Danach konnte ich meistens normal weiter fahren, bis zum nächsten Mal. Jetzt weiß ich, was das Problem verursacht hat…
In der letzten Zeit hatte ich schon Step by Step die vielen kleinen Druck- und Vakuumschläuche ausgetauscht und bei einigen der Schläuche auch tatsächlich Haarrisse entdeckt. Danach schien es mir, als hätte der Turbo schon eine bessere Leistung, aber eine endgültige Lösung war es noch nicht.



Man hatte mir klar gemacht, dass die AGR durchaus etwas mit Leistung und Turbo zu tun hat (ich bin ja auch nur Laie…), deshalb hatte ich mich kurz entschlossen mit Keira darauf geeinigt, die entsprechenden Teile zu ersetzen. Hier in Slagnäs hatte ich dann endlich die Zeit und die Ruhe dafür.
Das AGR-Ventil hatte sich über die Jahre so weit mit Russ und Öl zugesetzt, dass nur noch etwa ein Drittel des Ventildurchmessers frei war (siehe Foto). Sicher hätte ich dieses Teil noch reinigen können, aber da ich bereits ein neues Ventil hatte und ohnehin schon aussah wie ein Ferkel, habe ich dies natürlich auch eingebaut. Einen der zwei Druckregler habe ich auch noch ausgetauscht. Ich hatte beim Austauschen der Schläuche einen der Schlauchstifte abgebrochen und nur provisorisch wieder angeklebt. Jetzt wollte ich aber kein Risiko eingehen, also Austausch.
Die Arbeiten brachten einen durchschlagenden Erfolg! Was soll ich sagen…es ist ein völlig neues Fahrgefühl! Wenn ich jetzt im fünften Gang Gas gebe, kommt noch richtig was 🙂 . Und Steigungen haben ihren Schrecken verloren. Ich freue mich schon auf die nächste Fahrt auf der E4 durch die Höga Kusten…
…was sonst noch zu tun war
Da ich noch Zeit genug in Slagnäs übrig hatte, habe ich noch das Handbremsseil etwas nachgespannt, das Dachfenster gereinigt (ich muss es dazu ausbauen…), den rechten Aussenspiegel neu lackiert, den Solarpanel-Ständer etwas modifiziert und einen Waschtag eingelegt. Wenn ich das jetzt so lese, muss ich sagen, ich war doch einigermaßen fleissig… 😉






Die blaue Taube in Slagnäs
Während meines Stopps hier bei Ronny in Slagnäs hatte ich die Freude und das Vergnügen, Gerry von bluedove.ch kennen zu lernen. Er ist bereits seit einigen Wochen mit seinem MAN hier in Schweden unterwegs und war während seines mehrtägigen Aufenthaltes hier mein Nachbar.



Obwohl es an den ersten Tagen recht frisch war und sogar noch einmal kräftig geschneit hat, ist auch hier der Sommer angekommen. In den Nächten wird es nicht mehr dunkel, obwohl ich schon weit südlich des nördlichen Polarkreises bin, und Tagestemperaturen von über 20° C sind derzeit normal in Slagnäs. Am Wochenende wird jetzt wieder ein- und der Wohnbereich aufgeräumt. Dann ist alles wieder schick und es kann weitergefahren werden.

