
The Journey – Die Reise IV Stonehenge
Reise an einen mythischen Ort
Ich habe es tatsächlich geschafft, wie geplant, früh aufzustehen. Auch wenn das nächste (Halb-)Etappenziel quasi „um die Ecke“ liegt. Das Ziel ist der wohl berühmteste Steinkreis auf dieser Erde: Stonehenge.
Etwa gegen zehn Uhr erreiche ich das Stonehenge Visitor Center und bin erst einmal positiv überrascht, denn der Parkplatz ist groß und kostenfrei. Das war es dann aber auch mit kostenfrei, denn der Eintritt, der nur über das Visitor Center erfolgen kann, kostet 18 £/GBP. Nun gut, Bildung hat eben seinen Preis, das hatte ich ja schon in Bath gelernt… Allerdings ist der Shuttle-Bus inklusive. Shuttle-Bus? Ja, Shuttle-Bus! Denn das Gelände ist riesig!
Gut besuchtes Monument
Wie es scheint, hat sich die halbe Weltbevölkerung an diesem sonnigen Samstagmorgen aufgemacht, ein paar Steine zu besichtigen. Dennoch zerstreut sich diese Menschenmenge schnell, so dass es nirgendwo Gedränge oder Menschenschlangen gibt. Natürlich gibt es ein Restaurant und einen Shop. Allerdings ist das Restaurant eher ein Imbiss, und obwohl es noch nicht einmal Mittagszeit ist, ist der Sitzbereich schon ziemlich vermüllt.
Es gibt auch ein 3D-Kino, in dem die Entstehungsgeschichte rund um den Steinkreis erzählt wird. An dieser Stelle sei erwähnt, dass das eigentlich Stonehenge, also der Steinkreis als solcher, nur einen Bruchteil des gesamten Areals ausmacht. Im Außenbereich des Besucherzentrums sind ein paar Hütten errichtet worden, die dem Besucher einen Eindruck über das Leben in der Jungsteinzeit vermitteln sollen. Ich steige nach dem Besuch des Hüttendorfes in den nächsten Shuttle-Bus und lasse mich zum Steinkreis kutschieren. Je näher der Bus den Steinen kommt, umso mehr Wachpersonal ist zu sehen. Leider ist es aufgrund einiger unschöner Ereignisse in der Vergangenheit notwendig geworden, das gesamte Areal rund um die Uhr bewachen zu müssen. Das scheint mir keine einfache Aufgabe zu sein, denn, wie schon erwähnt, das Gelände ist riesengroß. Dazu ist es sehr offen, da von Weideflächen umgeben, und wird von drei Seiten von Hauptverkehrsstraßen umschlossen. Wie ernst das Wachpersonal seinen Job nimmt kann ich erkennen, als sich von einer der Straßen ein Fahrzeug über einen Wirtschaftsweg dem Steinkreis nähert. Zwar muss es stoppen, da es von einem Weidezaun in etwa 2oo Metern Entfernung aufgehalten wird, aber bis dahin hatten schon ein halbes Dutzend Wachleute den Wagen im Visier.
Großartige Leistungen
Mit Unterstützung des wirklich bemerkenswert guten Wetters (immerhin bin ich in England…) gelingt es mir, ein paar gute Fotos vom Stonehenge zu machen. Auch wenn man das Innere des Steinkreises heute leider nicht mehr betreten darf, bekommt man einen Eindruck davon, zu welchen körperlichen und organisatorischen Leistungen unsere Vorfahren vor über 4000 Jahren in der Lage waren. Man sagt ja, der Glaube versetze Berge. So muss man sich einmal vorstellen, dass die so genannten Blausteine, die einen Bauabschnitt von vielen innerhalb des Monumentes bilden, aus etwa 240 Kilometer Entfernung herbeigeschafft worden sind. Dabei wiegen diese Dinger mal eben etwa vier Tonnen, und seinerzeit gab es noch keine Schwertransporter mit 24 steuerbaren Achsen…
In einem Experiment hat man vor einigen Jahren versucht, diesen Transport nachzustellen, vor allem den Transport über das Wasser. Zahlreiche Freiwillige zogen einen solchen Stein auf einem hölzernen Schlitten über Land und verluden ihn danach auf den Nachbau eines historischen Bootes. Dieses versank aber bald mitsamt dem Stein bei rauer See im Bristolkanal. Etwa zehn Jahre später wagte man einen zweiten Versuch, der dann von Erfolg gekrönt war. Leider konnte ich nicht in Erfahrung bringen, wie viele Menschen für den Transport über Land motiviert werden mussten.
Zum Glück habe ich für die weitere Erkundung des Geländes einen Lageplan dabei. Die vielen Hügelgräber sind leicht zu erkennen, doch Vieles erkennt man nur durch genaueres Hinsehen und wenn man weiß, wonach man schauen muss. Jetzt wird mir auch klar, dass Stonehenge nicht einfach so geplant und dann errichtet worden sein kann. Schon die verschiedenen Bauabschnitte des Monumentes selbst zogen sich über einen Zeitraum von etwa 2000 Jahren hin.
Woodhenge
Erschrocken stelle ich fest, dass es mittlerweile schon später Nachmittag ist. Ich wollte mir unbedingt auch „Woodhenge“ ansehen, ein Monument am äußersten nördlichen Rand des Geländes. Kurz entschlossen kehre ich zu meinem Van zurück und lege die Strecke dahin mit dem Wagen zurück. Nicht, weil ich zum Laufen zu faul bin, sondern weil ich Heute noch etwas Strecke zurücklegen möchte. Es besteht sonst die Gefahr, meine bereits gebuchte Fähre zum Festland nicht rechtzeitig zu erreichen. Und die legt schon morgen am Abend ab…
Gesagt, getan. Nach etwa zwanzig Minuten Autofahrt erreiche ich Woodhenge. Man kann mit dem Auto direkt an dieses Monument heranfahren. Und weil das so bequem ist, machen dies auch sehr viele Besucher. Sogar einen Bratwurststand gibt es dort, kaum zu glauben!
Wie der Name schon vermuten lässt, besteht, bzw. bestand, Woodhenge, im Gegensatz zu Stonehenge, aus Holz. Die Wahl des vergänglichen Baumaterials führte dazu, dass man Heute vom Original nichts mehr sieht. Dort, wo seinerzeit die Baumstämme in den Boden eingelassen wurden, findet der Besucher runde Betonblöcke in verschiedenen Farben, die verdeutlichen sollen, welcher Betonblock zu welchem Kreis gehört. Dadurch, dass die Blöcke nur eine geringe Höhe haben, wirkt das Gelände sehr übersichtlich. Zu damaliger Zeit aber müssen die im Original meterhohen Baumstämme imposant und wie ein Labyrinth gewirkt haben. Vielleicht war das ja sogar beabsichtigt. Woodhenge war aber, im Gegensatz zu Stonehenge, keine Kult-, sondern wohl eine Grabstätte. Und die wird offensichtlich noch genutzt, denn bei meinem Besuch konnte ich ein frisches Grab sehen. Siehe Foto. Also ein Friedhof mit Bratwurststand. Die Engländer sind ja für ihren schwarzen Humor bekannt…
Weiter geht´s nach Brighton
Leider muss ich mich aber schon nach relativ kurzer Zeit wieder auf den Weg machen. Nach einer knappen Stunde fahre ich weiter an der Küste entlang in Richtung Brighton. Ich benötige für die Fahrt etwa drei Stunden, erreiche die Stadt also am frühen Abend.
Das Seebad Brighton liegt direkt am Ärmelkanal. Bekannt durch sein Nachtleben und, natürlich, Brighton Pier. Die Pier ist eine Art kleiner Vergnügungspark und in den Kanal hinaus gebaut.
Und da es Samstagabend ist, eine angenehme warme Brise weht und die Pier natürlich geöffnet ist, ist rund um die Pier, am Strand und der Flaniermeile richtig was los. Brighton ist Vielen, insbesondere dann, wenn es ABBA-Fans sind, auch noch aus einem ganz anderen Grund bekannt.
Hier begann, nach einem fulminanten Auftritt beim Grand Prix Eurovision de la Chanson (heute einfach ESC genannt), die bemerkenswerte Karriere der schwedischen Popgruppe mit dem Sieg im Wettbewerb. Natürlich besuche auch ich die Brighton Pier, trinke ein kühles Bier und mache noch einen Entspannungs-Spaziergang am Strand. Gegen Mitternacht kann ich aber der Verlockung eines weichen Bettes nicht mehr widerstehen.
Am morgigen Sonntagabend wird mich die Fähre von Dover nach Dünkirchen übersetzen. Damit ist dann mein Inselleben endgültig Geschichte. Aber bis zur Fähre sind es noch ein paar geschichtsträchtige Meilen, also…
Stay Tuned 🙂 !


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